Lange Nacht der Kirchen

Ein Jahr Papst FRANZISKUS und die Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft.
Einige Herausforderungen der Welt von morgen und das Apostolischer SCHREIBEN EVANGELII GAUDIUM des Heiligen Vaters Papst Franziskus vom 24. November 2013.

Die von Papst FRANZISKUS versandte Enzyklika Evangelii GAUDIUM enthält für unser hochzivilisiertes Europa brisante Fragestellungen:
In den Kapiteln 53 und 54 „Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung“, „Nein zur neuen Vergötterung des Geldes“ (Kapitel 55 und 56), „Nein zu einem Geld, das regiert, statt zu dienen“ (Kapitel 57 und 58), „Nein zu sozialer Ungleichheit, die Gewalt hervorbringt“ (Kapitel 59 und 60)

Im Rahmen der Diskussion soll versucht werden, Antworten auf diese brisanten Fragestellungen zu finden.

Im Zuge der Langen Nacht der Kirchen 2014 diskutierten im Altkalksburger Klub Provinzial Pater Gernot Wisser und der Leiter der Denkfabrik „Agenda Austria“ Franz Schellhorn unter der Leitung von Tarek Leitner das Apostolische Schreiben Evangelii Gaudium von Papst Franziskus.

Das im Herbst letzten Jahres veröffentlichte Sendschreiben des Papstes hat schon zuvor für kontroversielle Diskussionen gesorgt. Nicht zuletzt Sätze, wie „Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung“, „Nein zur neuen Vergötterung des Geldes“, „Nein zu einem Geld, das regiert, statt zu dienen“, „Nein zu sozialer Ungleichheit, die Gewalt hervorbringt“ bergen eine Menge Konfliktstoff in sich. Schellhorn lehnte eine solche Sicht auf die Wirtschaft grundsätzlich ab und zweifelt daran, dass der Papst in diesen Dingen auch nur geringen Einblick habe. Es scheint ihm ohne Expertise geschrieben zu sein und treffe nicht die Gründe der Ungerechtigkeit auf der Welt. Solche Ansätze zielten ins Leere und seien plumpe Kapitalismuskritik.

Provinzial Pater Gernot Wisser verteidigte Franziskus‘ Argumentation zum einen mit der südamerikanischen Herkunft des Papstes, die ihn Gerechtigkeitsfragen aus einem anderen Blickwinkel sehen lassen. Außerdem meinte er, der Papst habe in diesem ersten groß diskutieren Schreiben, das sich auch mit viel konkreteren und alltäglicheren Problemen befasst, wie die Predigt-Kultur der Pfarrer, die für ihn aktuellsten und brennendsten Probleme skizziert. Die anschließende Publikumsdiskussion führte unter anderem auch ins Treffen, dass manche dieser scheinbar radikalen Ansätze im Lichte der Botschaften des Neuen Testaments nicht überraschen dürften. Solche Vergleiche allerdings führen sehr schnell zur Frage, wie wörtlich sind Bibelstellen und Papst-Zitate zu nehmen, und was bedarf welcher Interpretation.

Ohne Zweifel hätten aber weniger provozierende Worte zur Thematik und zum Zustand der gegenwärtigen Weltwirtschaft weder in Feuilletons der großen Zeitungen, noch im Altkalksburger Klub zu einer so tiefgreifenden Auseinandersetzung mit diesen grundsätzlichen Fragen unseres globalen Zusammenlebens geführt.