Der Vortragsabend mit unserem – noch relativ jungen – Altkalksburger Gregor V. Kofler (MJ 92) war aus mehreren Gründen herausragend: das Thema des Klimawandels ist nicht nur aktuell, sondern auch für unsere und vor allem die Zukunft künftiger Generationen wichtig. Darauf ist auch zurückzuführen, dass sich das Publikum zum Großteil aus jüngeren Jahrgängen rekrutierte, was wieder beweist, dass der Club auch für die jungen Mitglieder und höheren Schulklassen des Kollegs durchaus attraktiv sein kann. Wir sind Frau Prof. Robanser sehr dankbar, dass sie doch einige Schüler zum Besuch in den Club motivieren konnte – ein Beispiel, das hoffentlich im wahrsten Sinne des Wortes Schule macht.Gregor Kofler ist Architekt und Absolvent der TU Wien, wo er sich schon mit Bauphysik und den ökologischen Auswirkungen des Bauens beschäftigte, und – was ihn besonders für das Thema Klimawandel qualifiziert – auch Absolvent der Diplomatischen Akademie (MSc) des post-graduate Lehrganges „Environmental Technology and International Affairs“. Die ignatianische Pädagogik ist bei ihm auf sehr fruchtbaren Boden gefallen: er verfügt nicht nur über competence, conscience und compassion, auch das vierte „c“ des „commitment“ ist bei ihm sehr ausgeprägt. Er engagiert sich aktiv beim „The Climate Reality Project“ als Vortragender und Botschafter, der sich zum Ziel gesetzt hat, einen Bewusstseins- und Sinneswandel herbeizuführen, damit der Klimawandel zumindest nicht mehr weiter im dramatischen Ausmaß fortschreitet.
Seine Begeisterung für das Thema spiegelte sich auch in der Länge seines beeindruckenden Vortrages wider. Im ersten Teil präsentierte er – im Ausmaß des für ein Laienpublikum Zumutbaren – eine Fülle an wissenschaftlichen Fakten. Dass hinter dem Titel des Vortrages kein Fragezeichen anzubringen ist, kam deutlich heraus. Die globale Erwärmung ist ein Fakt. Weniger überzeugend war die dem CO2 zugewiesene Rolle, das zu weniger als 4 % an den Treibhausgasen beteiligt ist (Wasserdampf allein macht bis zu 95 % in feuchter Luft aus), die wiederum als Spurengase in trockener Luft gerade einmal 0,1 % ausmachen, wovon auf CO2 insgesamt 0,038 %, also die bekannten 300 – 380 ppm entfallen. Aber nicht nur die Menge ist entscheidend, sondern auch der Wirkungsgrad, der zB bei (vor allem durch die Land- und Viehwirtschaft verursachtem) Methan 30 Mal so hoch ist wie bei Kohlendioxid. Weil aber der CO2-Anstieg der letzten 200 Jahre hauptsächlich der Verbrennung fossiler Brennstoffe zugerechnet wird, gilt dieses Gas schlechthin als der Verursacher des sich beschleunigenden Treibhauseffektes. Ohne den die Erde übrigens nicht so lebensfreundlich wäre, weil die Durchschnittstemperatur im Gegensatz zu den jetzt um die plus 15 Grad vorherrschenden bei rund minus 18 Grad „einfrieren“ würde).
Im zweiten Teil präsentierte uns der Vortragende eine Fülle an Bildern zur Untermauerung seiner These, dass der Klimawandel zum Teil katastrophale Auswirkungen hat und oft vor allem die ärmeren Regionen der Welt trifft, die sich dagegen allein gar nicht wehren können. Es ist eben ein globales Phänomen, das nur gemeinsam von allen Ländern bewältigt werden kann. Der amerikanische Ex-Vizepräsident Al Gore nimmt sich auch dieses Themas an und so bekamen wir einige Gustostücke aus seiner Präsentation „An Inconvenient Truth“ zu sehen. Georg Kofler verzichtete löblicherweise auf das Bild eines auf einer einsamen Eisscholle im Eismeer treibenden Eisbärs und auf die Theatralik Al Gores, dessen Präsentation in mancher Hinsicht eher an die Show eines Magiers wie David Copperfield als an eine sachlich-objektive Information erinnert. Man möge sich nur den Ausschnitt über den Zusammenhang der Temperaturentwicklung und des CO2-Gehaltes ansehen, die über folgenden Link auf YouTube zu sehen ist.
Wie gesagt, auf die Hebebühne, mit der Al Gore den für die Zukunft prognostizierten Wert dramatisiert, hat unser Vortragender verzichtet, der gezeigte Graph war dennoch sehr eindrucksvoll. Nur leider stimmt die von Al Gore behauptete Wechselwirkung so nicht, weil die CO2-Konzentration der Erwärmung hinterherhinkt – und zwar um 500 bis 1.500 Jahre. Und zumindest im klassischen Physikverständnis (von Zeitreisen in Wurmlöchern abgesehen) kann eine Ursache dem, was sie verursachen soll, nicht zeitlich nachfolgen. (Zur Illustration die Grafik (oben rechts unter dem Gletscherbild), in der die Zeitreihen übereinandergelegt sind)
Damit soll die Problematik der Erderwärmung und des Klimawandels nicht verharmlost werden, doch tut man nach Ansicht des Berichterstatters dem durchaus berechtigten Anliegen nichts Gutes, wenn anstatt sachlicher Information über die oft sehr komplizierten Zusammenhänge Daten selektiv oder statistisch geschickt in eine Richtung präsentiert werden. Man öffnet damit nur die Flanke für die Kritik der Klimaleugner und facht deren Grabenkampf mit den Klimabewegten an, wo man sich dann auch den Vorwurf der Klimahysterie vorwerfen lassen muss. In einem solchen atmosphärischen Klima werden kaum vernünftige Entscheidungen zustande kommen.
Die Diskussion im Anschluss an den Vortrag kreiste vor allem um die Frage der künftigen Energiepolitik und Möglichkeiten des Einzelnen den Klimawandel aufzuhalten. Erneuerbare Energien, die Umwelt (un)freundlichkeit der Atomenergie, umweltbewusstes Handeln und das Engagement in der Energiepolitik, um einen Bewusstseins- und Sinneswandel herbeizuführen, waren die Themen der durchaus angeregten Diskussion. Allerdings blieb die von einem Zuhörer gestellte Frage zumindest für den Berichterstatter offen, ob wegen des geringen Anteiles des anthropogenen Kohlendioxides die diskutierten Maßnahmen ausreichen würden, den gewünschten dämpfenden Effekt auf den Klimawandel zu erreichen. Aber da kann man dem Vortragenden nur beipflichten, dass man es den künftigen Generationen auch aus dem Auftrag der Bewahrung der Schöpfung heraus schuldig ist, es zumindest so gut es geht versucht zu haben. Man muss ja nicht gleich so fatalistisch sein und den paläoanthropologischen Blickwinkel von Jahrtausenden einnehmen, dass menschliche Evolution ganz wesentlich auf Klimawechsel angewiesen ist, die ohne Klimawandel nicht passieren würden.
Tibor Fabian (MJ 74)