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Die militärischen Potentiale und Kriegspläne in Europa am Vorabend des Ersten Weltkrieges

8. Mai 2014, 19:00 bis 22:00

1914 fatal: „Je eher Krieg, um so besser!“
Direktor HR. Dr. Christian Ortner vom Heeresgeschichtlichen Museum und Militärhistorischen Institut sprach zum Thema: „Die militärischen Potenziale und Kriegspläne in Europa am Vorabend des Ersten Weltkrieges“.
Zu dem äußerst interessanten Vortrag unseres Altfreinberger Kameraden fanden sich am Donnerstag, dem 8. Mai (brisanterweise dem Jahrestag des offiziellen Kriegsendes des Zweiten Weltkriegs) etwa 60 AltkalksburgerInnen im Club ein.

Annodazumal wurde im Geschichtsunterricht über die Zeit ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts nur mehr Schweigen verbreitet, weil die Quellen zum großen Teil noch streng unter Verschluss lagen. Der Vortragende wies mehrmals darauf hin, dass erst vor ganz kurzer Zeit französische Archive Dokumente freigaben, die z.B. wichtige Gesprächsinhalte des Treffens von Frankreichs Ministerpräsidenten und Außenminister Raymond Poincaré mit seinem russischen Amtkollegen in St. Petersburg zur Festigung der Triple-Entente aufdeckten, obwohl Russland zur selben Zeit immer noch mit Deutschland paktierte.
Nach einem statistischen Überblick über das unterschiedliche Bevölkerungswachstum der später kriegführenden Mächte zwischen 1905 und 1913, die jährlichen Rüstungsausgaben pro Kopf der Bevölkerung, die unterschiedliche Weiterentwicklung der Kriegsgerätschaften und die jeweilige Mannstärke des stehenden Heeres und der Reserve kam Ortner auf die verschiedenen Varianten der Aufmarschpläne zu sprechen. Ganz deutlich trat dabei hervor, dass alle nicht nur an einem kurzen Kriegsgeschehen interessiert waren, sondern sich auch dessen bewusst waren, dass ein möglichst früher Beginn der Kampfhandlungen nur von Vorteil sein konnte. Das Tauziehen zwischen den politisch Verantwortlichen und den Militärs vermochte Ortner gut zu skizzieren.
Interessant war auch der Hinweis, dass die Mächte in den Jahren davor immer wieder in (kleineren) kriegerischen Auseinandersetzungen standen, es war keine wirkliche Friedenszeit, und so ahnte niemand, dass es mit Juli 1914 zu einem so langen Krieg kommen würde, der sich zu einem „Weltkrieg“ ausbreitete, millionenfachen Blutzoll forderte und zu einer Materialschlacht führte, die nicht nur die Bevölkerung der Verlierer, sondern ganz Europa an den Bettelstab brachte. Alle meinten, in wenigen Wochen werde alles erledigt sein. Österreich-Ungarn musste nach dem Attentat von Sarajevo etwas tun, aber die Kriegsbereitschaft – um nicht zu sagen die Kriegsbegeisterung „für das Vaterland“ – war überall hoch.

Dem Referenten nahezu zwei Stunden zuzuhören, war bis zum Ende spannend. Für kommenden Herbst wurde eine Fortsetzung in Aussicht genommen.

Michael Zacherl SJ (MJ55)

Details

Datum:
8. Mai 2014
Zeit:
19:00 bis 22:00
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