Umgangsformen und Ethik, am 14.Jänner im Klub: kein Abend über Erikette und gutes Benehmen.
Unter der Moderation vom Fritz Wrba (MJ 1969) diskutierten die Gäste des Abends Univ.Prof.Dr. Karin Gutierrez – Lobos, Psychiaterin und Vizerektoin der MUW, André Heller, und Dr Christian Konrad, langjähriger Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes, über Umgangsformen und Ethik. Ziel des Gesprächs war es nachzuspüren, inwieweit ethischem Handeln eine Bedeutung im persönlichen Umgang mit Menschen zukommt. Die vom Moderator vorgegebenen Themen betrafen Höflichkeit an sich, Ellbogengesellschaft, political correctness und dessen möglicher Einfluss auf die Gesellschaft, interkulturelle Kompetenz und Zivilcourage. Hier eine kurze Zusammenfassung:
Pure Höflichkeit ist noch kein Indikator für ethisch getragenes Verhalten. So lange nicht eine ehrliche Einstellung dahinter steht, wird sie zu einer aufgesetzten Formalität. Selbst die grausamen Schergen des NS Regimes waren kultiviert und höflich.
Obwohl in einer reichen Gesellschaft Solidarität schwerer zu leben scheint, als dies in einer armen der Fall ist, kann rücksichtsvolles Zusammenleben der Entwicklung einer Ellbogengesellschaft entgegenwirken. Wirksam ist das persönliche Beispiel, Voraussetzung dafür ein gutes Selbstwertgefühl, und dass man sich selbst mag (A.Heller: „…… man muss die Arbeit annehmen, aus dem Entwurf eines Menschen, in mühsamer Kleinarbeit einen Menschen zu machen“)
Political correctness ist nicht geeignet die Gesellschaft besser zu machen, denn die Menschen müssten begreifen, anstatt verordnet zu bekommen. Sie kann jedoch als Regulativ gegen den Missbrauch der Sprache verstanden werden. C.Konrad: „……man muss nur die10 Gebote halten“
Interkulturelle Kompetenz zeigt sich unter Anderem im Umgang mit Migranten. C.Konrad ist Schutzpatron einer Initiative „Wirtschaft und Integration“, durch die in Sprachschulungen, Redewettbewerben und zahlreichen anderen Aktivitäten die Eingliederung von Migranten gefördert wird. Probleme bestehen auch in der Krankenversorgung. K.Gutierrez-Lobos weist darauf hin, dass mehr als die Hälfte der Patienten, die in Wien Spitäler aufsuchen, Migrantinnen und Migranten seien. So fehlt es neben dem grundsätzlichen kulturellen Verständnis bereits an den sprachlicher Voraussetzungen für die nötige Kommunikation. (A.Heller regt an, Migranten aus der Initiative „Wirtschaft und Integration“ als Dolmetscher in Spitäler einzubinden, was von K Gutierrez-Lobos und C.Konrad zustimmend angenommen wird). Das Hauptproblem fehlender interkultureller Kompetenz liegt in einem Mangel an Interesse daran, was die Menschen voneinander unterscheidet. Kultur habe, so A. Heller, diesbezüglich eine heilende Funktion. Die von ihm organisierten Theaterereignisse bringen Menschen das Fremde nahe.
Zivilcourage hat viel mit Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zu tun, und einem „nicht zuschauen wollen“. Es geht darum die Kluft zwischen Erkenntnis und daraus resultierender Konsequenz zu überbrücken. C.Konrad:“ … ich gehe keinem Streit aus dem Weg, obwohl ich ihn primär nicht suche.“
Auf die abschließende Frage „was würden Sie einem jungen Menschen raten, wenn er fragte, was das Wichtigste für den Umgang mit Menschen sei“, antworteten Andre Heller: herunter mit dem Ego, Demut und bedingungslose Liebe, Christian Konrad: sich treu bleiben, und Karin Gutierrez-Lobos: Vertrauen in sich und die Menschen.