Wie verbessert man die Welt?
Exklusive Führung für die Altkalksburger durch das Museum für Angewandte Kunst in Wien
Christoph Thun-Hohenstein (MJ78) empfing eine große Gruppe von etwa 80 AltkalksburgerInnen auf besonders freundliche Art und Weise in seinem Büro im MAK.
Der seit 2011 amtierende Direktor des MAK erklärte Geschichte und Ausrichtung des Hauses am Stubenring. 1864 als „k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie“ eröffnet (vorerst provisorisch in Räumlichkeiten des Ballhauses neben der Wiener Hofburg), wurde es mit jetzigem Standort schließlich 1871 nach Plänen von Heinrich von Ferstel im Neu-Renaissancestil gestaltet und erbaut. Es ist der erste am Ring errichtete Museumsbau Wiens. Die Kunstgewerbeschule (heute Universität für angewandte Kunst) zog damals schon mit ein in die Räumlichkeiten am Stubenring. Das Museum selbst sollte als Mustersammlung für Künstler, Industrielle und Publikum und als Aus- und Weiterbildungsstätte für Entwerfer, Handwerker und Studenten der Gewerbeschule dienen.
Als neues Leitbild des Museums erklärte Thun-Hohenstein die Losung „Verbesserung (der Welt) durch angewandte Kunst“ die wohl auch ohne dazugehörige notwendigen Veränderungen nicht zu machen sein wird.
Er sieht darin die Aufgabe des Designs, der Designer, das tägliche Leben für die Menschen besser und einfacher zu machen. Deswegen versteht sich das MAK auch als Laboratorium gesellschaftlicher Erkenntnis und als Ort des Sammelns, Forschens, Bewahrens und Vermittelns, Lernens … Das MAK sieht die angewandte Kunst (und sich selbst) an der Schnittstelle zu Design, Architektur und Gegenwartskunst, welche unsere Zukunft thematisiert, indem es gesellschaftspolitisch relevante Fragestellungen mit Perspektiven und Ansätzen der Gegenwartskunst, der angewandten Kunst, des Design und der Architektur konfrontiert. Es tritt ein als treibende Kraft für einen positiven Wandel unserer Gesellschaft vor allem in sozialer, ökologischer und kultureller Hinsicht, so Thun-Hohenstein.
Das MAK feiert heuer sein 150 jähriges Bestehen mit einem umfangreichen Programm und mit der Ausrichtung eben eines Design-Labors. Weiters geplant ist die Einführung einer Biennale um das MAK und Wien ein weiteres mal in den Focus der modernen Design-Entwicklung zu stellen.
Dass das MAK neben seiner großartigen Asien-Sammlung auch eine der erlesensten Sammlungen an Orientteppichen weltweit besitzt war für viele von uns neu. Eine geplante Schau der Teppichsammlung wurde ebenfalls angekündigt.
Nach den einführenden Worten Thun-Hohensteins wurden wir in drei Gruppen zu einer Besichtigungsrunde durch zwei aktuelle Ausstellungen geführt.
Der Weg führte uns zuerst in die Neuaufstellung der MAK-Schausammlung ASIEN. Sie entstand im Laufe der 150-jährigen Museumsgeschichte aus öffentlichen und privaten Kollektionen und bietet einen umfassenden Einblick in die Kunstgeschichte Asiens. Vom japanischen Künstler Tadashi Kawamata gestaltet, erscheint die Schau im ersten Blick etwas unübersichtlich doch das legt sich schnell. Wie von zwei asiatischen Drachen getragen schlängelt sich die Ausstellung durch den Raum. Man kann durch die Vitrinen hindurchsehen, alles hängt mit allem zusammen und deutet die ständige Beeinflussung der Kulturen untereinander auch damit an.
Anschließend begingen wir die Ausstellung WIEN 1900. Der erste Raum widmet sich der Suche nach einem modernen Stil, während im zweiten Raum eine Auseinandersetzung mit dem Wiener Stil erfolgt. Der dritte Raum weist abschließend den Weg zum Internationalen Stil. Rund 500 ausgewählte Sammlungsobjekte zeigen sich in verschiedenen thematischen Zusammenstellungen. Um kunsthistorische wie gesellschaftspolitische Aspekte rund um die Wiener Moderne zu beleuchten wurde die Ausstellung durch Original-Plakate aus dieser Zeit begleitet.
Die Großen Namen der damaligen Gestalter wie Otto Wagner, Josef Hoffmann, Kolloman Moser oder Dagobert Peche sind durch schöne Objekte repräsentiert, vom Möbel bis zum Essbesteck. Von Versuchen der formalen Reduktion (Ornament als Verbrechen) bis zur Suche nach individuellem Ausdruck in der Form war vieles zu sehen.
Abschließend kann man nur sagen dass sich ein Besuch im Museum für angewandte Kunst in Wien sehr lohnt. Wer am Puls der Zeit bleiben will oder sich informieren möchte über alte und neue Strömungen des Designs und der Kunst wird in diesem Museum immer wieder gerne ein und aus gehen. Damit verbessert man nicht unbedingt die Welt aber vielleicht sein eigenes Verständnis der Zusammenhänge von Form, Funktion und Schönheit. Viel Vergnügen.
Georg Lohmer (MJ82)
– Kunst, die nützlich sein soll!
– Wie verbessert man die Welt
Oder : „Form follows function“
Künftige Projekte: Teppiche, das Design-Labor
150 Jahre MAK
1871 / Die Eröffnung des Gebäudes am Stubenring findet nach dreijähriger Bauzeit, am 15. November, statt. Nach Plänen von Heinrich von Ferstel im Renaissancestil gestaltet, ist es der erste am Ring errichtete Museumsbau. Objekte können ab nun permanent und nach Materialschwerpunkten gegliedert aufgestellt werden. // Die Kunstgewerbeschule zieht ins Haus am Stubenring. // Eröffnung der Österreichischen Kunstgewerbeausstellung.
Das Museum besitzt heute eine der erlesensten Sammlungen an Orientteppichen weltweit.
2011 / Seit 1. September ist Christoph Thun-Hohenstein MAK-Direktor und erklärt „Veränderung durch angewandte Kunst“ zum neuen Leitthema des Museums.
Das MAK versteht sich als Laboratorium gesellschaftlicher Erkenntnis und ist ein Ort des Sammelns, Forschens, Bewahrens und Vermittelns, interaktiven Lernens sowie der Begegnung, Interaktion und Interkreativität. Nicht zuletzt durch seine internationalen Dependancen und seine grenzübergreifenden Aktivitäten ist es ein Forum interkulturellen und künstlerischen Austausches und des fruchtbaren Dialogs mit DesignerInnen, KünstlerInnen und ArchitektInnen.
In wechselnden Ausstellungen zeigt das MAK Positionen aus angewandter Kunst und Gegenwartskunst, Architektur, Design und neuen Medien und die wechselseitigen Beziehungen dieser Bereiche werden laufend thematisiert. Die vielschichtige Programmatik des MAK erlaubt unterschiedliche Zugänge, eröffnet neue Blickwinkel in der Betrachtung der historischen Zusammenhänge und bietet immer wieder auch Ausblicke auf künstlerisch und gesellschaftlich relevante zukünftige Entwicklungen.
Das MAK ist ein Museum und Labor für angewandte Kunst an der Schnittstelle zu Design, Architektur und Gegenwartskunst. Seine Kernkompetenz besteht in der zeitgenössischen Auseinandersetzung mit diesen Bereichen, um auf Basis der Tradition des Hauses neue Perspektiven zu schaffen und Grenzbereiche auszuloten. Es setzt sich insbesondere für eine entsprechende Anerkennung und Positionierung von angewandter Kunst ein. Das MAK erarbeitet neue Sichtweisen auf seine reichhaltige Sammlung, die verschiedene Epochen, Materialien und künstlerische Disziplinen umfasst, und entwickelt sie stringent weiter.
Das MAK ist ein Museum für Kunst und Alltag. Im Einklang mit einem zeitgemäßen Verständnis angewandter Kunst will es auch konkreten Nutzen für den Alltag erbringen. Das MAK thematisiert unsere Zukunft, indem es gesellschaftspolitisch relevante Fragestellungen mit Perspektiven und Ansätzen der Gegenwartskunst, der angewandten Kunst, des Design und der Architektur konfrontiert und als treibende Kraft für einen positiven Wandel unserer Gesellschaft vor allem in sozialer, ökologischer und kultureller Hinsicht eintritt. Besonderes Potenzial ist hierbei von den Wechselwirkungen zwischen angewandter Kunst und ihren Spezialbereichen Design und Architektur einerseits und der Gegenwartskunst andererseits zu erwarten.
Neuaufstellung der MAK-Schausammlung ASIEN
Künstlerische Gestaltung: Tadashi Kawamata
Die Asien-Sammlung des MAK zählt zu den bedeutenden Sammlungen von Kunst und Kunstgewerbe aus dem asiatischen Raum. Sie entstand im Laufe der 150-jährigen Museumsgeschichte aus öffentlichen und privaten Kollektionen und bietet einen umfassenden Einblick in die Kunstgeschichte Asiens.
Kawamatas Idee für die MAK-Schausammlung Asien sind vom Gedanken der permanenten Veränderung sowie dem Spiel von Licht und Schatten getragen. Die Exponate werden in großen, gerüstartigen Vitrinenblöcken präsentiert, wobei das „Erzählen durch Objekte“ und die Verknüpfung dieser Erzählungen untereinander eine Vielfalt von Betrachtungsmöglichkeiten ergeben. Kawamata wird die Sammlung mit seiner Installation „umfangen und umarmen“. Auf den ersten Blick chaotisch anmutend, wird diese nur scheinbar in Kontrast zu den Sammlungsobjekten stehen. Tadashi Kawamata setzt die Kunstwerke einem Kontext aus, der die Betrachtung wie den Betrachtenden in Bewegung hält, denn, so der Künstler, „meine Projekte sind nie fertig, es erscheint mir ganz natürlich, dass etwas nie fertig wird.“
SCHAUSAMMLUNG
WIEN 1900
Als faszinierend vielschichtige Kulturepoche ist „Wien 1900“ längst zum Mythos geworden. Das ebenso facetten- wie folgenreiche Design und Kunstgewerbe dieser Zeit stellt das MAK in den Fokus seiner neuen, nun fertiggestellten Schausammlung WIEN 1900.
Der erste Raum widmet sich der Suche nach einem modernen Stil, während im zweiten Raum eine Auseinandersetzung mit dem Wiener Stil erfolgt. Der dritte Raum weist abschließend den Weg zum Internationalen Stil. Rund 500 ausgewählte Sammlungsobjekte zeigen sich in verschiedenen thematischen Zusammenstellungen, um kunsthistorische wie gesellschaftspolitische Aspekte rund um die Wiener Moderne zu beleuchten.