AKV-Ethik-Reihe 6.Teil: Über Ethik und Ästhetik in der Kunst
Eine sehr prominente Gesprächsrunde versammelte sich am 12. Juni in unserem Club um sich der schwierigen Frage von Ethik und Ästhetik in der Kunst zu nähren: Direktor Carl AIGNER (NÖ-Landesmuseum/St.Pölten), Dr. Clemens HELLSBERG (Vorstand der Wiener Philharmoniker) und P.Gustav Schörghofer SJ (Pfarrer von Lainz und Vorstandsmitglied des Otto Maurer-FONDS) versuchten gemeinsam mit dem Moderator des Abend Prof. Peter Baum (MJ 58) von verschiedenen Seiten dieses Thema zu erklären.
„Als die Barockisierung des Salzburger Doms abgeschlossen war, wollten die Salzburger nicht mehr in den Dom, weil er ethisch und vom äußeren Erscheinen her eine fürchterliche Geschichte war“. So versuchte Carl Aigner zu erklären ,“ dass auch die Ethik nichts ist, was vom Himmel fällt, sondern zeitelastisch ist. Jede Epoche hat Formen des Empfindens was ethisch ist.“ Kunst sei weder ethisch noch unethisch, sie wird nur in der politischen Gebrauchsweise, wie in allen totalitären Systemen, entartet.
Clemens Hellsberg erinnerte sich an die Feierlichkeiten anlässlich 100. Geburtstag von Schostakowitsch im Jahr 2006 und betonnte, “ dass wenn Schostakowitsch kein Komponist gewesen wäre, sondern ein Dichter, dann hätte er Stalin nicht überlebt. Aber so konnte man es ihm einfach nicht nachweisen. Man braucht sich nur die 9. Symphonie anhören, die ihm im wahrsten Sinne fast den Kopf gekostet hat. Stalin hat sich vorgestellt, dass der Sieg über den Faschismus in einer großen Symphonie mit Chor und Orchester verherrlicht werden soll. Stattdessen schreibt Schostakowitsch ein zynisches und ironisches Stück, eine Parodie, hinter der er natürlich etwas ganz anderes versteckt hat“
P.Schörghofer bekannte, dass “Kunst und Religion sind von meiner Lebensgeschichte her meine Lebensadern seien. Sie sind nicht nur eine akademische Disziplin“. Er wäre immer sehr skeptisch, wenn ethische oder moralische Kriterien auf die Kunst angewendet werden. Genauso wäre er sehr skeptisch, wenn ethische oder moralische Kriterien auf die Religion angewendet werden. “ Interessanter Weise hat Jesus keine Probleme gehabt mit amoralischen Existenzen, sondern mit den moralischen Existenzen“.
Aigner wies darauf hin, dass Carravagio ein Mehrfachmörder war, hat aber fantastische Bilder gemalt. “Wie sollen wir mit Kunstwerken um, wo wir wissen, dass der Künstler eigentlich ein miserabler Mensch war?“ Abschließend resümierte P.Schörghofer “dass ein Werk eben ein Werk sei und grundsätzlich keine Botschaft habet. Jesus hat eine Botschaft gehabt, aber nicht das Evangelium. Das könne man als literarisches Kunstwerk lesen. Das Evangelium ist das Evangelium und hat keine Botschaft. Die Botschaft ist möglicherweise das, was der Betrachter daraus macht.“