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Lesung mit Robert Menasse im Club

11. Juni 2013

Robert Menasse, 1954 geborener Schriftsteller und Träger zahlreicher nach den Größen der deutschsprachigen Literatur benannter Preise, gab sich am 11. Juni die Ehre im Rahmen einer Lesung den Club zu besuchen.

Das Eintreffen gestaltete sich als etwas schwierig, da er erst unmittelbar vor der Lesung in verspätet in Schwechat landete. Dort wurde er vom Präsidenten in Empfang genommen und in den Club verbracht, wo er schließlich mit gehöriger Verspätung eintraf. Anfangs noch sichtlich geschafft von den Strapazen der Reise, erholte sich Menasse bei einem Glas Wein und einer Zigarette doch recht schnell und bereits nach wenigen Seiten der ersten Lesung, dem Beginn seines 2001 erschienen Romans Die Vertreibung aus der Hölle, zog er die versammelten Zuhörer mit seiner – nicht allen Schriftsteller eigenen – Fähigkeit seine Werke mitreißend vorzutragen in den Bann.

Der Roman beginnt mit dem 25 jährigen Maturatreffen der Klasse des Protagonisten. Im Extrazimmer eines Wiener Halbnobellokals haben sich neben den sichtlich gealterten Schülern, die trotz ihres Alters nicht sicher ob des Verhaltens sind, das von ihnen erwartet wird, viele der ehemaligen Lehrer sowie der rüstige ehemalige Direktor des Gymnasiums eingefunden. Aus dieser recht beschaulichen Situation entwickelt sich jedoch ein Eklat, als der Protagonist, ein Historiker, beginnt seine auf Zetteln akribisch vorbereitete Rede zu halten – und dabei, statt von seinem Leben zu erzählen, den Versammelten die nationalsozialistische Vergangenheit ihrer Lehrer vorhält. Nachdem sich die ehemaligen Klassenkameraden und die Lehrer wüste Beschimpfungen ausstoßend entfernen wähnt sich Viktor allein. Doch das ist er nicht. Zu zweit nehmen sie 30 Portionen Tafelspitz, ebenso viele Suppen, Desserts, Weingläser und Vogelbeerschnäpse vom Oberkellner und seinen Piccolos in Empfang.

Menasse schreibt in einem einerseits grob umreißenden, und doch an den nötigen Stellen ins Detail gehenden Stil, der auch beim Lesen ähnlich mitreißend ist wie ihn Menasse vortragen kann. Immer wieder den Fluss unterbrechend sieht man das Geschehen aus verschiedenen Perspektiven, erkennt die verschiedenen Facetten der Figuren.

Als zweite Lesung war Der Geruch des Glücks aus dem Band Ich kann jeder sagen, einer Sammlung von Erzählungen, die jene Momente, in denen sich private Erlebnisse zeitgleich mit weltgeschichtlichen ereignen, umspinnen. Die 13 Geschichten hingegen sind nicht hochtrabend, sondern auf den ersten Blick teilweise fast banal, kommen jedoch mit so viel Witz, Sprachspiel und Moment daher, dass man sie in Kürze verschlingen kann, wobei sie alle noch einen längeren gedanklichen Nachgeschmack hinterlassen.

Bei Walter Grossmann (MJ 86, Buchhandlung am Quellenplatz) konnten die letzten drei Werke Menasses direkt im Club erstanden werden, die dieser freundlicherweise signierte. Der fast ausverkaufte Bestand Walters und die Wartezeit beim Signieren zeigten, dass Menasses Werke bei den anwesenden Altkalksburgern regen Zuspruch gezeigt haben.

Details

Datum:
11. Juni 2013
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