Unsere diesjährige Veranstaltung zum Saisonabschluß führte uns an einen in jeder Hinsicht modernen Ort. Schon die Adresse Euro Platz war wohl den wenigsten unter uns „von früher her“ bekannt und ohne Zuhilfenahme eines Stadtplans zu finden. Tatsächlich befindet sich hier im weniger bekannten Teil Meidlings auf dem ehemaligen Firmengelände der Firma Kapsch schon seit einigen Jahren ein beeindruckendes Ensemble von Bürogebäuden, das die Firmensitze namhafter Unternehmen beherbergt.Das konkrete Ziel waren die neu gestalteten Büros von Microsoft Österreich, wo unser Mitglied Christoph Kränkl (MJ84) eine Sonderführung für uns organisiert hat.
Gegen 18 Uhr hatte sich eine Gruppe von ungefähr 50 Personen im Eingangsbereich eingefunden um, nachdem sie mit Begüßungssekt und Besucherausweisen versorgt war, von Christoph Kränkl willkommen geheißen und in das Konzept, das der radikalen Umgestaltung zugrunde liegt eingeführt wurde.
Wie schon an anderen Standorten wollte man sich nun auch in Österreich von konventionellen Strukturen hinsichtlich der Gestaltung von Arbeitsplätzen und –zeiten verabschieden und neue Wege beschreiten, die den beruflichen Alltag der Mitarbeiter flexibler und damit attraktiver gestalten. In aller Offenheit wurde auch erwähnt, daß es nicht ausschließlich wohltätige Motive waren, die diesem Plan zugrundelagen, sondern auch die starke Überzeugung mit diesen Arbeitsbedingungen die Motivation und Produktivität steigern zu können. So können die Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten weitestgehend selbst bestimmen und ihren familiären und persönlichen Bedingungen anpassen. Die Vereinbarkeit einer verantwortungsvollen und qualifizierten Tätigkeit im Beruf und den Ansprüchen eines Familienlebens soll ermöglicht werden. Das Erreichen von Zielen steht im Vordergrund und es soll den Mitarbeitern freistehen wann, wo und sogar wie lange sie dafür arbeiten. Natürlich, so wurde weiter ausgeführt, sind Augenmaß und Selbstverantwortung notwendig um diese Freiheiten mit Teamarbeit und Kommunikation in Einklang zu bringen
Soweit die theoretischen Grundsätze.
Wie aber sieht ein Büro aus, das diesen Ansprüchen gerecht werden soll?
In zwei „handlichere“ Gruppen geteilt wurden wir anschließend durch das Gebäude geführt.
Die Räumlichkeiten von Microsoft erstrecken sich über drei Etagen des Gebäudes, wobei sich im Erdgeschoß mit dem Empfang und der Cafeteria mit Garten und Veranstaltungsbereich ausschließlich Funktionen befinden die Besuchern und Externen ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen zu durchlaufen zugänglich sind. Zwar sei es auch üblich, daß Mitarbeiter hier ihrer Tätigkeit nachgehen, für vertrauliche Besprechungen wären aber Räumlichkeiten in den beiden darüberliegenden, mit Zutrittskontrolle versehenen Ebenen eingerichtet.
Diese Besprechungsräume sind auch die eigentlichen „Stars“ in der Gestaltung dieses außergewöhnlichen Büros. Während die Einzelarbeitsplätze keinem Mitarbeiter persönlich zugeordnet und in größeren Gruppen recht brav aufgereiht wie in „klassischen“ Großbüros erscheinen (wäre da nicht der hochflorige Teppich) geht in den Besprechungsräumen teilweise richtig die Post ab. Wahrscheinlich ist „Besprechungsraum“ eine Bezeichnung, die die eigentliche Funktion unzureichend beschreibt. Teamarbeits- oder Gruppenräume entsprechen eher der Idee, daß an Projekten und Themen abseits des Einzelarbeitsplatzes oder dem home-office in der Gruppe, teilweise auch über 360° Kameras und Beamer mit Kollegen am anderen Ende der Welt verbunden entwickelt und gearbeitet wird.
Diese technische Ausstattung ist aber eher unauffällig und für dieses Unternehmen ja nicht wirklich überraschend, die unkonventionelle Einrichtung unterscheidet diese Räume von dem, was wir als Büroeinrichtung kennen.
Ein Raum wie Schulklasse mit Tafel und typischem Linolboden (wahrscheinlich für eher einseitige Vorträge), eine moderne Zirbenstube mit Holztäfelung und Kuhfell, ein türkischer Basar , ein Wiener Kaffeehaus, ein Raum mit Aquarium und Unterwassertapete, ein Zimmer mit Graffitis und Flohmarktmöbeln, ein asiatisches Zen-Zimmer für kontemplative Meetings im Knien, ein 70er-Jahre Club, ein Zimmer mit giftgrüner OP-Art-Tapete (sehr anregend!), ein weiteres mit Sitzbällen statt Sessel und viele andere für die mir keine Bezeichnung einfällt, die aber jedenfalls auch mit Ungewöhnlichem oder Besonderem aufwarten können.
Manche dieser Zimmer sind von außen einsehbar, manche lassen sich mit Rollos oder Vorhängen zu den Gängen abschotten.
Die Mitarbeiter können sich diese Räume einzeln oder in Gruppen reservieren, was auf Displays bei den Türen, ähnlich wie die Sitzplatzreservierungen im rail-jet dargestellt wird.
Neben diesen abgeschlossenen Teamarbeitsbereichen gibt es aber auch noch kleine Räume, die einzelnen Personen eine fast intime Arbeitsumgebung bieten sollen. Zwar von außen einsehbar, aber trotzdem abgetrennt und vor allem akustisch isoliert wird hier konzentriertes Arbeiten ohne Störung von außen oder Kommunikation am Telefon ohne die Kollegen zu beeinträchtigen ermöglicht.
Großes Augenmerk wurde auch der möglichst lässigen Gestaltung der Aufenthalts- und Pausenbereiche, die locker zwischen den Arbeitsplätzen verteilt sind geschenkt.
Ohne weite Wege kann man sich zwischendurch in eine entspannte Atmosphäre begeben um sich zu erholen oder noch lockerer mit den Kollegen zu kommunizieren.
Auch hier ist man eher an Hotellobbys oder Clubräume als an Büros erinnert.
Unbedingt muß an dieser Stelle auch die Rutsche erwähnt werden über die die beiden Büroebenen neben den obligaten Treppen und Aufzügen verbunden sind.
Am Ende der Führung haben die meisten von uns nach Jahrzehnten wieder einmal Spielplatzstimmung erleben können indem sie ein Stockwerk auf dem Hosenboden überwunden haben.
Da an diesem Abend im Erdgeschoß die firmeninterne Sommerparty stattfand wurde für uns in einem Nachbargebäude, im Microsoft Innovation Center, ein großzügiger Empfang mit Buffet und Getränken vorbereitet, wo diese interessante Veranstaltung und diese Saison einen gemütlichen Abschluß mit Gesprächen in kleiner Runde und langen Verabschiedungen in die Sommerpause fand.
Ein herzlicher Dank sei an dieser Stelle nochmals an Christoph Kränkl gerichtet, der sich an diesem Abend als hervorragender Gastgeber präsentierte.
Sascha Benda (MJ 86)