Mittagstisch mit Vize-Gouverneur Dr. Wolfgang Duchatczek,
28. Februar 2013
Der Club war wieder einmal bestens besucht und Wolfgang gab uns höchst interessante Einblicke in die Finanz- und Währungswelt.
Er begann mit einem kurzen Einblick in die Geschichte: Durch das Abkommen von Bretton Woods (1944) wurde das Währungssystem neu geordnet. Vereinbart wurden feste Wechselkurse wobei der goldhinterlegte US- Dollar als Leitwährung das System bestimmte. 1971 wurde die feste Bindung des US-Dollars an Gold gestoppt. 1976 empfahl dann der IWF seinen Mitgliedern die Aufhebung der Goldbindung der Währungen.
Um Wechselkursschwankungen gering zu halten, schlossen sich die Länder der europäischen Gemeinschaft 1979 zum europäischen Währungssystem zusammen, bis es schließlich zur Einführung des Euro kam.
Anfangs dachte man, dass der Euro vielleicht nur in Frankreich, Deutschland und den stabilen Nachbarländern eingeführt wird, was auch zu weniger Problemen geführt hätte. Jedoch wurde der Euro auch in Staaten mit schwächerer Wirtschaftsleistung (zB. Griechenland und Portugal) eingeführt.
Die in den Jahren 2007/2008 startende weltweite Finanzkrise führte dann zu einer Rezession in der Eurozone und machte dementsprechend Hilfsmaßnahmen für einige Staaten und eine Reihe von Finanzinstituten erforderlich.
Wolfgang Duchatczek erläuterte die diversen Rettungsmaßnahmen, wie zB. Rettungsmaßnahmen des ESM (Europäischer Stabilitätsmechanismus) und der EZB. Es wurden in Europa auch Reformschritte eingeleitet, die lange Zeit nicht für möglich gehalten wurden: Beispielsweise der Plan zur Gründung der sogenannten „Bankenunion“, die u.a. die Schaffung einer zentralen Bankenaufsicht vorsieht.
Dass die Stabilisierung der Währungssituation auch von der politischen Situation in einzelnen Staaten abhängt, wurde durch die kürzlich in Italien stattgefundenen Parlamentswahlen wieder offenkundig, wo scheinbar stabile Verhältnisse plötzlich wieder zerstört wurden.
Sicherlich also keine leichte Aufgabe, das Euroschiff durch die wilden „Gewässer“ zu steuern. Wolfgang meinte, dass es die schlechteste Lösung wäre, Staaten Konkurs gehen zu lassen, und dass es langfristig einfach die vernünftigere Lösung ist, Problemstaaten „durchzufinanzieren“
Vielen Dank für den interessanten Einblick in Finanz- und Währungswelt!
Karl Braunsteiner (MJ 70)